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Kontakt und Emotionen

Gegenüber sich selbst, anderen und der ganzen Welt

Weitere Führungsfähigkeiten der Stufe 1

und wie sich zu viel Emotionalität im Führungskontext auswirken kann

In diesem zweiten Teil zur ersten Stufe der Führungsfähigkeiten geht es um die entwicklungspsychologische = artgerechte = dem Menschen gerecht werdende Betrachtung der im Fachjargon als „emotionale Position“ bezeichnete Ausprägung der sogenannten Existenzstruktur. Dafür möchte ich wieder mit einer plastischen Geschichte einsteigen, die deutlich macht, welches Führungsverhalten u.a. auf diese Position hindeuten kann. Vorweg möchte ich betonen, dass es nicht darum geht, Emotionen komplett aus der Arbeitswelt auszublenden, sondern sie erstens bei sich selbst adäquat wahrnehmen und steuern und zweitens auch bei anderen erkennen zu können. Wenn aus einer überbordenden Emotionalität heraus agiert wird, ist das in den meisten Fällen kontraproduktiv und im Geschäftsumfeld schlicht und einfach unprofessionell. Es geht also nicht um ein Schwarz-weiß-Denken im Sinne von Emotion ja oder nein, sondern um die professionelle Haltung diesbezüglich, die sich irgendwo im Raum dazwischen befindet.

 

Kopf- oder Bauchmensch?

Eine frei erfundene Geschichte zum Einstieg:

Es war einmal ein angestellter Geschäftsführer. Er hieß Robert und hatte bei seinem Einstellungsgespräch neben seiner Branchenerfahrung und Fachkompetenz mit seinem lebendigen und souveränem Auftreten überzeugt. Außerdem brachte er eine (manche sagten übertriebene) Zuversicht mit in den Laden, die nach der Corona-Flaute dringend nötig war. Egal, ob er seine tägliche Runde durch die Fertigung drehte oder den Mitarbeitern im Büro Hallo sagte, er war nicht zu übersehen, geschweige denn zu überhören. Er konnte einen ganzen Raum mit seiner Energie ausfüllen. Manche Mitarbeiter suchten genau deshalb das Weite, wenn sie ihn um die Ecke biegen sahen. Denn er hielt sich und seine Emotionen nicht zurück. Oft wie ein Überdruckventil, das Dampf ablassen muss. Ob Ärger oder Wut, er konnte sie kaum (aus)halten, ohne sie dann plötzlich ausagieren zu müssen. Und wenn er dann emotional aufgebracht war, hatte er Schwierigkeiten, kognitiv noch hinterherzukommen oder Zusammenhänge zu verstehen. Außerdem hatte er in diesen Momenten kaum Zugriff auf seine Rationalität. Dies führte unter anderem dazu, dass er aus seiner Emotionalität heraus Kundenkontakte abbrach, weil er sich zum Beispiel extrem über das (wie er sagte) unmögliche Verhalten eines Kunden ärgerte. Auch in anderen Zusammenhängen war er seinen Emotionen „ausgeliefert“ und traf auf deren Basis manchmal Entscheidungen, die er hinterher, als er wieder klarer sehen konnte, bereute. Das beobachtete er seit geraumer Zeit an sich selbst, und es ließ ihn schier verzweifeln, dass er selbst den Ausweg nicht fand.

Allerdings hatte er auch großes Talent darin, schnell (emotionalen) Kontakt herzustellen, was der Firma neue und gute Kundenkontakte einbrachte. Seine Art in diesem Zusammenhang, kurz, klar und direkt zu artikulieren schätzten sie sehr. Außerdem hatte er ein Gespür für Konfliktpotenzial und ohne ihn wäre so mancher Konflikt unentdeckt und vor allem unangesprochen geblieben. Es gefiel ihm, wenn die Dinge auf den Tisch kamen.

Privat war seine größte Angst das Alleinsein. Deshalb gestaltete er sein Leben intensiv und lebendig. Es musste immer etwas los sein bei ihm. Er umgab sich mit Freunden und lebte in einer Beziehung, die seiner starken Emotionalität ebenfalls mit Emotionalität begegneten (manche würden es „Drama“ nennen). Das machte für ihn Freundschaft und Beziehung aus, weil er so den Kontakt am besten fühlen konnte. Wenn er alleine war, kam er sich aber meist isoliert vor und abgetrennt vom Rest der Welt.

 

Seine Mitarbeiter sagten über ihn:

„Er führt uns, als wären wir seine Familie, aber das sind wir nun mal nicht.“

„Als Geschäftsführer ist er mir manchmal zu emotional.“

„Distanz ist ein Fremdwort für ihn.“

„Es fällt ihm schwer, Kritik im Unternehmensrahmen (Kritik an der Rolle der Geschäftsführung) rational zu betrachten und nicht zu emotional bzw. persönlich aufzufassen.“

„In Gesprächen habe ich das Gefühl, er hält mich mit seinen Augen fest.“

„Obwohl er ein starkes, manchmal auch lautes Auftreten hat, wirkt er dahinter doch sehr empfindsam auf mich.“

„Mich nervt seine übertriebene Überschwänglichkeit, wenn er spricht (z. B. „immer“, „nie“, „total“).“

„Er kann im Arbeitskontext gut auf mich und meine Emotionen eingehen.“

„Betriebsausflüge sind ihm total wichtig, und es wäre ihm am liebsten, wenn keiner absagt.“

 

Über sich selbst und seine Haltung sagt er:

„Ich fühle, also bin ich!“

„Ich halte es nicht aus, wenn Menschen sich von mir zurückziehen! Meistens reagiere ich dann stark emotional.“

„Wohin soll ich nur mit meinen ganzen Emotionen? Sie stauen sich in mir an und müssen irgendwann raus!“

„…aber ich darf nicht explodieren, sonst passiert etwas Schlimmes!“

„Ich merke, dass ich manche Menschen mit meinem Dasein und meiner Energie überfordere (ich bin den anderen zu viel!).“

„Ich benutze meine ganze Energie, um in Kontakt zu kommen. Und habe trotzdem oft das Gefühl, ich erreiche mein Gegenüber damit nicht.“

 

Seine Mutter erzählt über ihn:

„Obwohl er ein Wunschkind war, hatten wir anfangs wenig Zeit für Robert. Wir waren gerade dabei, mit sehr viel Eigenarbeit unser Haus zu bauen. Mein Mann war täglich auf der Baustelle. Robert kam ja in den 70gern auf die Welt, da war stillen nicht in Mode und im Krankenhaus lag er nicht in meinem Zimmer, sondern im großen Babyzimmer den Flur runter mit vielen anderen Neugeborenen. Außerdem war ich damals davon überzeugt, dass ich nicht auf jeden Pieps von Robert sofort reagieren muss. Wir hatten viel zu tun, also gab ich ihm das Fläschchen und ließ ihn dann zum Beispiel im Kinderwagen, während ich meinem Mann half oder den Haushalt machte. Auch wenn er mal schrie. Ich weiß heute, dass ich meiner mütterlichen Fürsorge sehr wenig nachgekommen bin. Oft hat auch meine Schwester nach ihm gesehen.“

 

Wie Bauchmenschen geboren werden

Was ich als therapeutischer und körperorientierter Coach an Roberts Beispiel deutlich machen möchte:

Robert ist das, was wir in der Umgangssprache „Bauchmensch“ nennen. Meine starke Überzeichnung in der Geschichte fasst die Hauptaspekte zusammen, an denen wir Bauchmenschen in der Führung erkennen können. Die korrekte entwicklungspsychologische Bezeichnung dieser Charakterstruktur lautet >emotionale Position<. Sie ist die >zweite Position< der Existenzstruktur. Die theoretische Erläuterung, warum diese Positionen als erste und zweite Position bezeichnet werden kommt ausführlich in meinem nächsten Blog-Artikel, in dem ich auch erklären werde, warum ich mich als „therapeutischer Coach“ bezeichne.

 

Wie kommt die emotionale Position zustande?

Wie bereits im vorangehenden Artikel beschrieben, prägt sich ab dem vierten Monat der Schwangerschaftswoche bis etwa zum dritten Lebensmonat die Existenzstruktur aus. Die psychische Struktur, in der sich im wahrsten Sinne des Wortes entscheidet, wie existent und verkörpert wir in unserem Leben sein werden. Der Embryo entsteht im Mutterleib und ab dem vierten Monat fangen wir an, den Körper zu „bewohnen“. Man könnte auch sagen, ihn mit unserer Energie auszufüllen. Unser Recht auf Existenz verankert sich genau in diesem Zeitraum. Robert war ein absolutes „Wunschkind“ und bekam deshalb im Mutterleib die Energie oder anders gesagt die Erlaubnis, die ein Embryo braucht, um vollumfänglich im Körper anzukommen. „Ich darf auf dieser Welt sein!“ ist die Hauptbotschaft, die Robert empfangen hat. Somit bildete sich die erste (=frühe) Position der Existenzstruktur grundsätzlich gesund aus. Nach der Geburt kam allerdings eine weitere Botschaft hinzu, die zu einer bedeutenden impliziten Erfahrung führte. Durch den stark reduzierten körperlichen Kontakt zur Mutter, entstand die Prägung von

  • „Ich bin (werde) allein (gelassen).“
  • „Ich habe kein Recht auf Kontakt.“
  • „Ich erreiche die Welt nicht, egal was ich tue (wie laut ich schreie)!“ Die „Welt“ ist in den ersten Lebensmonaten mit der Mutter gleichzusetzen.
  • „Ich bin in Not!“ = Alarmzustand im autonomen Nervensystem, der sich noch nicht alleine regulieren kann.
  • Meine Not und dazugehörenden Gefühle finden kein adäquates, mit mir synchronisiertes Gegenüber (werden nicht gespiegelt) und ich weiß deshalb nicht, wohin damit.“

Somit konnte die zweite (=späte) Position, in der sich alles darum dreht, seine eigene Existenz, sich selbst in Kontakt zu bringen/im körperlichen Kontakt zu erfahren, nicht gesund ausgebildet werden.

Die Energie dieser Menschen findet keine „Adresse“ im Außen und sammelt sich dadurch im Körper, der in der Wahrnehmung von außen betrachtet auch stärker oder massiver wirkt als der Kopf. Ein berühmtes Beispiel ist die Sängerin Janis Joplin, die bis zu ihrem Tod mit 27 Jahren nach Akzeptanz und Ankommen in dieser Welt suchte.

 

Menschen auf der emotionalen Position haben in der Regel folgende Entwicklungsthemen:

  • Gesteigerte Identifikation mit den eigenen Emotionen und dadurch impulsives aus dem Bauch/aus dem Gefühl heraus handeln, ohne den Verstand (= die mentale, rationale Ebene) miteinzubeziehen.
  • Mangel an „Erdung“ (=Realitätsanbindung).
  • Haben die Tendenz, hauptsächlich Ärger statt Angst und Wut statt Verzweiflung zu fühlen.
  • Immer auf der Suche nach Kontakt. Können Menschen kaum aus dem Kontakt rauslassen.
  • Unterentwickelte sensorische Verbindung vom Körper zum Kopf, so dass der Zugriff auf Mentales oft schwerfällt.

 

Führung verkörpern

Im Führungskontext können daraus folgende Defizite resultieren (siehe Paradebeispiel Robert):

  • Führung wird intensiv und emotional verkörpert
  • Treffen emotionaler Entscheidungen, Überreaktionen, schnelles Aufbrausen etc.
  • Überfordernde Präsenz und als aufdringlich empfundenes Auftreten
  • Impulsive, unberechenbare, emotionale Reaktionen, die in ihrem Maß nicht zur realen Situation passen
  • Emotionalität auf Kosten des eigenen Fokus und Rationalität
  • Emotionen werden mit Intuition (ohne Rationalität) gleichgesetzt und sich daran orientiert

 

Folgende Fähigkeiten gilt es für die emotionale Position zu würdigen

Niemals sollte der Mensch denken, er sei „falsch“!

Es ist immens wichtig, alle Ressourcen und Fähigkeiten, die ein Mensch bereits mitbringt anzuerkennen und zu würdigen. Diese bleiben selbstverständlich erhalten, auch wenn sich der Mensch weiterentwickelt. Im Sinne meines ganzheitlichen und körperresilienten Führungsansatzes geht es nie darum „etwas wegzucoachen“. Dies wäre ein kräftezehrender Kampf gegen das eigenen Wesen, der sogar die innere Abspaltung fördern kann. Sondern vielmehr geht es um Integration bzw. Re-Integration. Also Ressourcen und Fähigkeiten zum Leben zu erwecken oder wiederzubeleben. Es sollte darum in Ergänzungen, Updates oder Entfaltung gedacht werden.

 

Fähigkeiten und Talente der emotionalen Position:

  • Grundvertrauen, auch im Führungskontext
  • Positive Emotionalität, wie z. B. Begeisterungsfähigkeit, Zuversicht, gute Laune
  • Kontakttalent
  • Kann andere motivieren
  • Lebendigkeit
  • Hat ein gutes „Gefühl“ für andere Menschen
  • Decken Konflikte auf

Die Würdigung dieser Fähigkeiten ist die Grundlage, mit der bei mir jedes Coaching beginnt. Wir suchen gemeinsam Situationen, in denen diese Fähigkeiten auf positive Weise sichtbar werden.

 

Körperresiliente, artgerechte Lösungsansätze – was man tun kann

Aufgrund des Aufbaus unseres Gehirns (genaue Erläuterung dazu in meinem Buch), ist eine Herangehensweise auf der Verhaltensebene oder auch mentalen Ebene, wie es die meisten Business-Coaches machen, umso weniger zielführend, je tiefer die hinderlichen Prägungen aus unseren ersten Lebensmonaten sitzen.

Wenn Robert mit seinen Themen zu mir ins therapeutische, körperorientierte Coaching käme, würde ich also wenig auf der inhaltlichen Ebene mit ihm arbeiten, sondern über den Körper die alten hinderlichen Prägungen mit neuen nützlichen Prägungen „überschreiben“.

Meine Herangehensweise wäre dann in etwa wie folgt:

 

  1. Standortbestimmung und Würdigung von dem, was ist

Emotionale Menschen bringen ein starkes körperliches Erleben mit ins Coaching, da sich Emotionen über den Körper ausdrücken. Der Köper ist das Instrument und die Emotion ist der Ton, der darin schwingt. Auch erzählen sie intensive, dramatische, emotionale Geschichten, die sie belasten und von denen sie sich hypnotisieren/gefangen nehmen lassen. Und aus denen sie den Weg nicht heraus finden. Sie sind so sehr mit ihrem emotionalem Erleben identifiziert, dass sie es als den Teil von sich erleben, den sie nicht loslassen können. „Dann verliere ich meine Lebendigkeit!“ „Was ist das Leben ohne Emotionen?“ sind Aussprüche, die in Sitzungen bei mir schon gefallen sind. Zur Standortbestimmung gehört somit die Würdigung der Fähigkeit, emotional sein zu können. Dies also als Kompetenz zu betrachten und herauszuarbeiten, in welchen Kontexten diese Kompetenz individuell auf den Klienten bezogen von Vorteil ist. Immerhin zeigen uns unsere Emotionen den direkten Weg zu unseren Bedürfnissen.

 

  1. Emotionen sortieren

Wenn die Wahrnehmung und Würdigung des aktuellen Standorts erfolgt ist (wichtig, denn wir können uns nur von dem Ort aus entwickeln, an dem wir gerade stehen!) helfe ich dem Klienten dabei, seine Emotionen zu sortieren. Dazu braucht es zum einen ein entsprechendes Vokabular (zu finden in meinem Buch KörperResilienz), mit dessen Hilfe es möglich wird, die Emotionen differenzierter zu betrachten und zu benennen. Ein großer Aha-Moment wird oft dadurch beschert, dass der Klient erkennt, dass sich hinter seiner vordergründigen Wut oft Verzweiflung oder Angst verbirgt. Mit dieser Erkenntnis lässt sich die Ursache für die Emotion besser beleuchten und in den Coaching-Prozess integrieren. Es gibt 8 sogenannte Grundemotionen (Quelle: KörperResilienz), die sich gegenüber stehen. Diese sind: Trauer und Freude, Angst und Wut, Anziehung und Ekel (Abstoßung), Scham und Stolz. Gefühle sind die feinen Untertöne davon und differenzierter. Z. B. Aufregung, Empörung, Ärger, Enttäuschung, Aggression, Zufriedenheit, erfüllt sein, Dankbarkeit.

 

  1. Kontakt zur mentalen Ebene (=Kopf) aufbauen

Der erste Schritt ist bereits durch die richtige Benennung der Emotionen erfolgt.  Was damit einher gehen muss, ist die stete Erinnerung an die eigene Wahrnehmung des körperlichen Erlebens über die mentale Management-Ebene. Um dies zu fördern, frage ich im Coaching immer wieder danach und lasse es mir so genau wie möglich beschreiben. Die Einführung einer übergeordneten Beobachter- oder Meta-Position hilft dem Klienten dabei, sich nicht in den Emotionen zu verlieren und immer wieder den rationalen Part in sich selbst zu adressieren. Dadurch entsteht nach und nach das Erleben von: ich steuere meine Emotionen und kann sie managen, anstatt: meine Emotionen steuern mich und ich bin ihnen hilflos ausgeliefert.

 

  1. Rationalität fördern

Im Coach-Klienten-Verhältnis gebe ich dem Klienten immer wieder zu verstehen, dass es sich auch um guten und lebendigen Kontakt handeln kann, wenn mal keine intensiven Emotionen mitschwingen. Für seine psychische Balance gilt es, auch diese Art von Kontaktqualität zuzulassen UND zu akzeptieren. In der Darstellung seiner Geschichten, Probleme und Entscheidungsfindung fordere ich ihn regelmäßig dazu auf, zwischen Realität (Ratio) und Intuition (Emotion) zu unterscheiden, damit für ihn eine Trennschärfe in der Wahrnehmung möglich wird. Dadurch erhält er Zugriff auf beides und es entsteht eine vorher nicht dagewesene Wahlmöglichkeit für ihn.

 

  1. Den Kontakt an sich bestätigen

Bei diesem Schritt geht es darum, zu heilen, was der Klient als Säugling von seinen Bezugspersonen nicht erfahren hat. Ich bestätige ihm, dass er ein Recht auf Kontakt hat, inklusive der dazugehörenden Emotionen. Zum Beispiel mit folgenden Sätzen:

„Ich kann dich fühlen UND bleibe hier bei dir!“ …

„Ich gehe nicht weg, auch wenn du emotional wirst!“ …

„…denn du hast ein Recht auf Kontakt.“

„Ich bin aufmerksam bei dir, wenn du deine Gefühle ausdrückst.“

„Es bewegt mich sehr, dich so zu erleben, wie du bist.“

 

  1. Verbinden der drei Verarbeitungsebenen unseres Gehirns

Die mentale Ebene ist über die emotionale Ebene mit der Körperebene verbunden (Aufbau unseres Gehirns – mehr dazu in meinem Buch). So braucht es seitens des Coaches ein Adressieren aller drei Ebenen plus einer „Rückkoppelung“ durch den Klienten, das heißt er konzentriert sich darauf, meine Kontaktaufnahme in sich wahrzunehmen und lernt dabei, auf allen drei Ebenen empfänglich dafür zu sein.

 

  1. Hausaufgaben

Sehr oft gebe ich meinen Klienten Einladungen/Aufgaben/Übungen mit, die sie machen dürfen, um ihrer Entfaltung etwas Gutes zu tun. Ideale Aufgaben für die emotionale Position sind, außer den Übungen, die oben schon genannt sind:

  • Öffnung des Nervenkanals zwischen Kopf und Körper. Dafür den Kopf „richtig“ in der Verlängerung der Wirbelsäule platzieren, dann bewusst nicken, über die Schulter schauen oder den Kopf neigen (genaue Beschreibung in meinem Buch oder auf meiner Website koerperresilienz.com).
  • Ausgreifende Bewegung mit den Armen machen, um Kontakt zu bekommen bzw. während eines schon bestehenden Kontakts. Dabei in sich hineinspüren.
  • „Affen-Umarmung“: zum Beispiel ein großes Kissen sowohl mit den Armen als auch den Beinen umarmen und festhalten. Damit kann der Satz einher gehen: „Ich halte dich so lange fest, wie ich dich brauche.“ Danach langsam lösen und spüren.

 

  1. Mentalisieren

Das Mentalisieren ist ein Prozess des „Nach-oben-holens“ auf unsere mentale Ebene, die Ebene des Neokortex. Wenn das im Coaching oder in den Übungen Erlebte dort besprochen und verstanden wird, wird zum einen die Kopf-Körper-Verbindung gefördert, zum anderen werden die erlebten körperlichen Prozesse handhabbar und auch übertragbar gemacht auf reale Situationen. Wie bereits erwähnt, gilt die entwicklungspsychologisch richtige Reihenfolge: erst Körperarbeit, dann mentale Arbeit!

 

  1. Transfer

Schritt 1 – 8 scheinen für dich auf den ersten Blick vielleicht weit entfernt von den Führungsfähigkeiten, die sich Robert wünscht. Die möglichen Effekte einer starken Emotionalität habe ich in Roberts Geschichte sichtbar gemacht. Ein coachingtechnisches „Herumdoktern“ an diesen Führungssymptomen auf der Verhaltensebene macht, ich mag es immer wieder betonen, wenig Sinn. Was es nach den Körperübungen und der mentalen Arbeit braucht ist, dass die Aha-Effekte, gefundenen Zustände und Einsichten auf konkrete Situationen übertragen werden und er sich im Führungsalltag daran erinnern kann. Sowohl mit dem Kopf als auch mit dem Körper! Dies könnte dann z. B. so aussehen: „Ich kann Ratio und Emotion in mir drin ausbalancieren, bin dadurch innerlich und äußerlich ruhiger und weniger aufbrausend. Bei wichtigen Entscheidungen kann ich meine Emotionalität wahrnehmen, aber nicht aus ihr heraus agieren, sondern überlegter oder auch nüchterner vorgehen als bisher.  Meine Mitarbeiter suchen nicht mehr das Weite, wenn ich um die Ecke biege 😉 Auch komme ich inzwischen wesentlich besser mit mir selbst klar, wenn ich alleine bin. Dadurch kann ich Menschen besser aus dem Kontakt lassen, da ich die Verbundenheit noch in mir spüren kann, auch wenn sie gerade nicht da sind.“