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Präsenz und Vertrauen

In sich selbst, gegenüber anderen und im eigenen Leben

Wie Führungsfähigkeiten der Stufe 1 entstehen

Ich gehe hier auf einen, den ersten Führungsaspekt der artgerechten = entwicklungspsychologischen Betrachtung ein. Bedenke, dass die Landkarte, die ich hier aufzeichnen werde, 8 Stufen à 3 Positionen hat. Wir haben somit 24 Aspekte, denen wir uns widmen dürfen, wenn wir unsere Entwicklung wirklich verstehen und mit Führung in Verbindung bringen wollen. Im Alltag haben wir es logischerweise mit Mischungen aller psychischen Aspekte zu tun. Keine Sorge, ich führe dich hier so praxistauglich durch, dass du anhand der Beispiele und Lösungsansätze, deine Aha-Erkenntnisse bzgl. artgerechter Führung Häppchen für Häppchen verdauen und hoffentlich auch anwenden kannst. In meinen Geschichten, die ich zum praktischen Einstieg erzählen werde, überzeichne ich absichtlich die jeweils psychische Struktur, so dass sie zum einen in ihrem Extrem deutlich wird und zum anderen dir dadurch aber möglich sein wird, Teilaspekte davon bei dir und anderen wiederzuerkennen.

 

Kopf- oder Bauchmensch?

Eine frei erfundene Geschichte zum Einstieg:

Es war einmal eine Unternehmerin. Sie hatte visionäres Talent! Deshalb hatte ihr Vater sie auf den Chefsessel gesetzt. Sie hieß Ulla und hatte als Nesthäkchen das mittelständische Unternehmen ihres Vaters übernommen. Zuvor hatte sie BWL studiert, sich dabei aufgrund ihrer Analysefähigkeiten auf Controlling spezialisiert und lange in einer anderen Firma in diesem Bereich gearbeitet. Neben Zahlen kontrollierte sie auch sonst gerne so ziemlich alles, was um sie herum geschah. Das verstand sie unter Führung. So ließ sie sich regelmäßig über Auftrags- und Projektstände informieren und sorgte dafür, dass nahezu bei allem ihr letztes OK notwendig war, bevor ihre Mitarbeiter zur Tat schreiten konnten. Ansonsten war sie sehr still und gerne allein. So konnte sie am besten an ihren Visionen bzgl. der Zukunft des Unternehmens arbeiten. Deshalb war ihre Bürotür meistens zu, damit sie ihre Ruhe hatte. Auch wenn es in Meetings mal wieder vor allem emotional heiß her ging, war sie dadurch überfordert und musste sich hinterher zurückziehen, um die Situation mental zu verarbeiten. Manchmal zog sie sich sogar während einer Diskussion schon in ihr sprichwörtliches Schneckenhaus zurück und war dann für die anderen kaum mehr ansprechbar. Physischer Kontakt fiel ihr schwer. Am liebsten baute sie philosophische Verbindungen auf, in denen viel, sehr viel abstrakt geredet und Gedanken ausgetauscht wurden. Sie hatte unzählige Pläne und Ideen, sowohl für ihr Leben als auch für die Firma, die jedoch selten den Boden den Tatsachen erreichten, sprich umgesetzt wurden. Wenn ein Mitarbeiter ihr sein Herz ausschüttete und über Sorgen berichtete, die den eigenen Unternehmensbereich betrafen, hatte sie zwar Verständnis, fing dann aber an, über persönliche Entwicklung und Lösungsorientierung zu philosophieren (manch einer würde es auch als „schwafeln“ bezeichnen) und ihr Gegenüber dabei nahezu zu vergessen. Danach rief sie ihren Unternehmensberater und Coach an und fragte ihn, was sie denn noch alles tun solle, damit ihr Mitarbeiter nicht so unzufrieden wäre. Immerhin sei sie doch immer freundlich und die Firma erwirtschaftet jedes Jahr in Folge mehr und mehr und alle Arbeitsplätz seien gesichert.

In ihrer Freizeit meditierte sie viel und war begeistert von den Astralreisen, die ihr spiritueller Lehrer anbot. Auf Beziehungen ließ sie sich selten ein, weil sie meistens nicht ihrer Vorstellung entsprachen und sie sich durch körperliche Nähe schnell überfordert fühlte.

 

Ihre Mitarbeiter sagten über sie:

„Führung bedeutet für sie Kontrolle. Sie lässt uns keine freie Hand.“

„Wenn man dann aber etwas von ihr will, rutscht sie einem durch die Finger wie ein nasser Fisch.“

„In Gesprächen habe ich das Gefühl, sie schaut durch mich hindurch. Sie sieht mich einfach nicht!“

„Ihre leise Stimme und ihre Dünnhäutigkeit nerven mich! Bei Diskussionen und Kritik, wird sie schnell unsicher. Ich überlege mir immer zweimal, was ich zu ihr sage.“

„Anstatt ein Ding mal zu Ende zu bringen, flüchtet sie sich in 100 neue Ideen und Luftschlösser, mit denen wir nichts anfangen können.“

„Sie wirkt abgehoben. Wir nennen sie Luftikus.“

„Hemdsärmelig kann sie nicht (anders als Schorsch, ihr Vater).“

„In der Führung von anderen Menschen fehlt es ihr an Präsenz, Profil und Souveränität!“

 

Über sich selbst und ihre Haltung sagt sie:

„Jeder Mensch hat seine Daseinsberechtigung und ich respektiere jeden so wie er ist.“

„Ich bin sehr zerbrechlich und ängstlich.“

„Ich denke, also bin ich.“

„Ich muss nur meine Gedanken kontrollieren, dann kann ich auch alles andere kontrollieren.“

„Es ist besser, die Dinge von einer übergeordneten Perspektive zu betrachten.“

„Ich kann einfach auf niemanden wütend sein.“

„Ich würde gerne mit mehr Präsenz auftreten.“

 

Ihr Vater erzählt über sie:

„Sie ist unser Nesthäkchen. Kam knapp 10 Jahre nach unserem zweiten Sohn zur Welt. Es hat damals lange gedauert, bis wir akzeptiert hatten, dass wir nochmal Eltern werden. Meine Frau hat damals noch in meiner Firma mit gearbeitet, und zwar bis zum letzten möglichen Tag. Sie hatte ihre Schwierigkeiten mit der kleinen Ulla warm zu werden, als sie auf der Welt war. Später haben wir Ulla bei allem unterstützt und auch das Studium ermöglicht. Und nun habe ich ihr mein Unternehmen anvertraut. Sie hat eine Vision, die mir gefällt! Die jungen Leute führen anders als wir früher, das weiß ich. In die Position wird sie schon noch reinwachsen.“

 

Wie Kopfmenschen geboren werden

Was ich als therapeutischer und körperorientierter Coach an Ullas Beispiel deutlich machen möchte:

Ulla ist das, was wir umgangssprachlich als „Kopfmenschen“ bezeichnen. Ich habe in der Geschichte ihre Charakterstruktur mit den dazugehörenden Eigenschaften stark überzeichnet, um deutlich zu machen, woran man Kopfmenschen in der Führung erkennen kann. Um keine Vermischung mit der Alltagssprache zu erzeugen, möchte ich zurückkehren zum korrekten Begriff aus der Entwicklungspsychologie. Die Charakterstruktur ordnet sich ein in die sogenannte Existenzstruktur und wird bezeichnet als >mentale Position<. Es ist die >erste Position< der Existenzstruktur. Was dies genau bedeutet…dazu später noch mehr.

 

Wie kommt die mentale Position zustande?

Ab dem vierten Monat der Schwangerschaftswoche bis etwa zum dritten Lebensmonat prägt sich beim Menschen die Existenzstruktur aus. Das ist die psychische Struktur, in der sich im wahrsten Sinne des Wortes entscheidet, wie existent und verkörpert wir in unserem Leben sein werden. Der Embryo entsteht im Mutterleib und ab dem vierten Monat fangen wir an, den Körper zu bewohnen. Man könnte auch sagen, ihn mit unserer Energie auszufüllen. Unser Recht auf Existenz verankert sich genau in diesem Zeitraum. Ulla bekam in diesen Anfangsmonaten von ihrer Mutter kein Signal ein „Wunschkind“ zu sein. Der Fokus der Mutter lag komplett auf der Arbeit, um sich nicht mit dem Kind in ihrem Bauch auseinandersetzen zu müssen. Und auch nach der Geburt, machte Ulla als Baby die implizite Erfahrung[1], auf dieser Erde nicht unbedingt gewollt zu sein. Dies führt dazu, dass der Embryo und später das Baby seine Energie zurückzieht und nicht in den Körper schickt. Den Körper also nicht vollumfänglich bewohnt. Die so wichtige „Verkörperung“ ist dadurch gebremst. So kann die Kopf-Körper-Verbindung nicht oder nur sehr zurückgehalten entstehen. Die Energie bleibt im Kopf und später in den Knochen, was man sehr oft daran erkennt, dass im Erscheinungsbild dieses Menschen der Kopf energetisch stärker wirkt als der Körper. Dies wird auch als Ent-Körperung bezeichnet. Ein typisches berühmtes Beispiel dafür ist der Sänger Leonard Cohen, dessen mentale Position sich auch in seinen Liedtexten widerspiegelt. [2]

 

Menschen auf der mentalen Position haben in der Regel folgende Entwicklungsthemen:

  • Mangelndes Urvertrauen in das eigene Sein. Sehr oft plagen diese Menschen Selbstzweifel.
  • Dadurch unterentwickeltes Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Dies muss z. B. durch Kontrolle ausgeglichen werden.
  • Fehlende Verbindung von Kopf und Körper. Daher kommt auch eine Vorliebe für mentale Dinge und Konzepte.
  • Kein Kontakt zu den eigenen Emotionen und Sinneswahrnehmungen (die sich über den Körper zeigen und für die es Körperanbindung braucht). Daher drücken sie sich eher über Bilder oder eine symbolhafte, stark visuelle Sprache aus. Fremde, heftige Emotionen und emotionale Menschen überfordern sie.
  • Dadurch ist auch ihre emotionale und körperliche Bindungsfähigkeit reduziert.
  • Mangelndes Selbstempfinden/Selbstgespür. Da der Körper kaum wahrgenommen wird, fällt es ihnen schwer, ein Gespür für sich selbst zu entwickeln.

 

Führung verkörpern

Im Führungskontext können daraus folgende Defizite resultieren (siehe Paradebeispiel Ulla):

  • Führung kann nicht verkörpert werden
  • Fehlende Präsenz und Souveränität
  • Fehlendes Durchsetzungsvermögen
  • Verlässlichkeit, im Sinne von „konkret werden“ und „Dinge abschließen“ fehlt
  • Kontrolle statt Vertrauen
  • Mangelnde Delegationsfähigkeit
  • Emotionale Stressresistenz nicht vorhanden
  • Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit bei Stress, Krisen und Situationen, die die Harmonie gefährden

 

Folgende Fähigkeiten gilt es für die mentale Position zu würdigen

Niemals sollte der Mensch denken, er sei „falsch“!

Es ist immens wichtig, alle Ressourcen und Fähigkeiten, die ein Mensch bereits mitbringt anzuerkennen und zu würdigen. Diese bleiben selbstverständlich erhalten, auch wenn sich der Mensch weiterentwickelt. Im Sinne meines ganzheitlichen und körperresilienten Führungsansatzes geht es nie darum „etwas wegcoachen zu müssen“. Dies wäre ein kräftezehrender Kampf gegen das eigenen Wesen, der sogar die innere Abspaltung fördern kann. Sondern vielmehr geht es um Integration bzw. Re-Integration. Also Ressourcen und Fähigkeiten  zum Leben zu erwecken oder wiederzubeleben. Es sollte darum in Ergänzungen, Updates oder Entfaltung gedacht werden.

 

Fähigkeiten und Talente der mentalen Position:

  • Kreativität
  • Visionäres Denken
  • Können gut zuhören
  • Sind gute Beobachter
  • Analysetalent
  • Zurückhaltung

Die Würdigung dieser Fähigkeiten ist die Grundlage, mit der bei mir jedes Coaching beginnt. Wir suchen gemeinsam Situationen, in denen diese Fähigkeiten auf positive Weise sichtbar werden.

 

Körperresiliente, artgerechte Lösungsansätze – was man tun kann

Aufgrund des Aufbaus unseres Gehirns (genaue Erläuterung dazu in meinem Buch), ist eine Herangehensweise auf der Verhaltensebene oder auch mentalen Ebene, wie es die meisten Business-Coaches machen, umso weniger zielführend, je tiefer die hinderlichen Prägungen aus unseren ersten Lebensmonaten sitzen.

Wenn Ulla mit ihren Themen zu mir ins therapeutische, körperorientierte Coaching käme, würde ich also wenig auf der inhaltlichen Ebene mit ihr arbeiten, sondern über den Körper die alten hinderlichen Prägungen mit neuen nützlichen Prägungen „überschreiben“.

Meine Herangehensweise wäre dann in etwa wie folgt:

  1. Standortbestimmung

Mentale Menschen haben einen Hang zu mentalen Methoden, was dazu führt, dass sie sich meistens genau dort auf Lösungssuche machen, wo sie eh schon den ganzen Tag unterwegs sind. Stichwort: richtiges Mindset, NLP (Neuro Linguistisches Programmieren), positive Psychologie, systemisches Coaching etc. Insofern käme es schon einem kleinen Wunder gleich, dass Ulla den Weg zu mir gefunden hätte. Mentale Methoden haben alle ihre Daseinsberechtigung, sie führen allerdings oft (und das nicht nur) bei Menschen auf der mentalen Position dazu, dass sich ihre Kopflastigkeit weiter verstärkt und sogar noch mehr Abkoppelung (Fachbegriff Dissoziation) vom Körper erfolgt. Ein mentaler (=entkörperter) Mensch hat mein Buch KörperResilienz© mal mit den Worten kommentiert: „Ein wirklich ganz tolles Buch!  Allerdings bin ich nicht so der Körpermensch. Das mit dem Körperspüren und den Übungen ist nicht so meins.“ Tja, wen wundert´s? Genau da liegt der Hund begraben.  Mentale Menschen haben wirklich so gut wie keine Vorstellung davon, was es bedeutet, im Körper anzukommen und welche Möglichkeiten dort auf sie warten. Es wurde eben nie ihnen angelegt. Es ist wie eine Fremdsprache, die sie nicht verstehen. Im Coaching wollen sie am liebsten reden, reden und nochmals reden. Dass sie sich genau in diesem Zustand befinden, benötigt eine Bewusstmachung, das heißt sie müssen sich erst einmal eingestehen, wo sie stehen und erkennen, dass sie sich von ihrem Körper abgespalten haben. Allein das kann mehrere Sitzungen dauern.

 

  1. Kontakt zum Körper aufnehmen

Danach ist es wichtig, die Verbindung zum eigenen Körper wieder herzustellen und zu lernen, seine Sprache zu sprechen. So stelle ich während der Gespräche im Coaching immer wieder die Zwischenfrage, was sie in ihrem Körper wahrnehmen können, während sie sprechen. Auch fordere ich sie auf, die Tonspur mal auszumachen (nicht mehr zu reden) und weise sie auf ihre Körpersprache hin, die sich parallel zeigt. Damit arbeite ich weiter. Das heißt ich fokussiere mich zusammen mit dem Klienten auf die offensichtliche Sprache, die der Körper spricht und lasse den Prozess auf diesem „Kanal“ weiterfließen. Das ist ein Teil der sogenannten Körperorientierten Prozessarbeit nach Arnold Mindell (Hinweis in eigener Sache: hierzu wird es demnächst noch eine separate Folge in meinem Podcast-Kanal geben).

 

  1. In den Körper hineinhören

Über Übungen fördere ich die pure Wahrnehmung des (wie ich es in meinem Buch nenne) 6. Sinnes. Das ist das Hineinhören in den Körperinnenraum, im Fachjargon Interozeption genannt. Zum Beispiel indem wir uns gegenüber stehen und mit unserem Abstand experimentieren. Welcher Abstand zwischen uns fühlt sich gut an und an welcher körperlichen Regung (z. B. „mein Brustkorb entspannt sich und wird weit“ oder „es kribbelt überall“) erkenne ich das? In meinem Buch finden sich noch zahlreiche andere Übungen und Beispiele hierfür.

 

  1. Verkörperung fördern

Über verschiedenen Wege kann die Verkörperung, die sich in den anfänglichen Lebensmonaten nicht vollumfänglich ausgeprägt hat, nachgeholt werden:

  • Kontakt zu den eigenen Muskeln und der Haut aufnehmen. Z. B. über Massagen oder Abklopf-Übungen, die dies ins Bewusstsein rufen. Es muss die Intention klar sein, warum man diese Übung macht. So verbinden sich Kopf und Körper. Z. B. indem der Klient während der Übung den Satz sagt: „Das ist mein Körper und ich will ihn spüren.“
  • Atem-Übung im Liegen: Einatmen und die Energie dabei in die Knochen fließen lassen. Dann von dort aus die Energie in den Körper bis zur Hautgrenze schicken, dabei ausatmen. Positiver Nebeneffekt: man fühlt sich „erfüllt“.
  • Aus meinem Buch die Übungsreihe 2: „Nervenkanal zwischen Kopf und Körper öffnen“ (Nicken, über die Schulter schauen und Kopf neigen)

 

  1. Verkörperung im Kontakt bestätigen

Alles, was wir lernen, lernen wir im Kontakt. Im Coaching gebe ich meinem mentalen Klienten deshalb immer wieder die Rückmeldung, dass ich froh bin, dass es ihn gibt und wir zusammen sind. Dabei lasse ich ihn seine Resonanz (im Körper) darauf spüren und benennen. Die alte Prägung wird dadurch nach und nach „überschrieben“. Außerdem bestätige ich ihm sein Recht auf Existenz und dass ich berührt davon bin, ihn so zu erleben, wie er ist.

 

  1. Emotionale Ebene integrieren

Die Ebene der Emotionen ist unabdingbar mit der körperlichen Ebene verbunden (Aufbau unseres Gehirns – mehr dazu in meinem Buch). So braucht es ein durch den Coach begleitetes Erkunden und Spiegeln der eigenen Emotionen. „Ich fühle mich gut / schlecht.“ ist dabei nicht ausreichend. Es geht also zum einen darum, die Emotion in sich aufzuspüren und dann noch den richtigen Begriff dafür zu finden. Dabei bin ich behilflich, und ich erinnere mich an einige Klienten, die gestrahlt haben wie ein Honigkuchenpferd, als sie endlich, endlich ein Wort für das hatten, was in ihnen vorgeht und was sie fühlen.

 

  1. Hausaufgaben

Sehr oft gebe ich meinen Klienten Einladungen/Aufgaben/Übungen mit, die sie machen dürfen, um ihrer Entfaltung etwas Gutes zu tun. Ideale Aufgaben für die mentale Position sind, außer den Übungen, die oben schon genannt sind:

  • Stark aufstampfen und die Vibration durch den ganzen Körper hindurch spüren (wo kommt am meisten an?)
  • Bewusstes Bewegen des ganzen Körpers in sanften langsamen fließenden Bewegungen mit der Intention, den Körper dabei wahrnehmen zu wollen.
  • Beim nächsten Körperkontakt (z. B. mit dem Partner) auf das Gefühl konzentrieren, gewollt und geliebt zu sein.
  • Spüren! Spüren! Spüren!

 

  1. Mentalisieren

Das Mentalisieren ist ein Prozess des „Nach-oben-holens“ auf unsere mentale Ebene, die Ebene des Neokortex. Wenn das Erlebte dort besprochen und verstanden wird, wird zum einen auch damit wieder die Kopf-Körper-Verbindung gefördert, zum anderen werden die erlebten körperlichen Prozesse handhabbar und auch übertragbar gemacht auf reale Situationen. Ich möchte hier nochmal auf die entwicklungspsychologisch richtige Reihenfolge hinweisen: erst Körperarbeit, dann mentale Arbeit!

 

  1. Transfer

Wenn man sich die Herangehensweise in Schritt 1 – 8 durchliest, denkt man vielleicht „Um Himmels willen! Was hat denn das jetzt mit Führungsfähigkeiten zu tun???“ Nun die Effekte einer fehlenden Verkörperung und mangelnden Existenzstruktur habe ich in Ullas Geschichte sichtbar gemacht. Ein coachingtechnisches „Herumdoktern“ an diesen Führungssymptomen macht, wie oben bereits gesagt wenig Sinn. Was es nach der ganzen körperlichen Arbeit braucht ist, die Aha-Effekte, gefundenen Zustände und Einsichten auf konkrete Situationen zu übertragen und sich im Führungsalltag daran zu erinnern. Sowohl mit dem Kopf als auch mit dem Körper! Dies könnte dann z. B. so aussehen: „Ich kann mich selbst besser spüren und dadurch auf mich selbst vertrauen.“ Daraus resultiert konkret die Erstellung einer Liste, welche Kontrollen Ulla zukünftig los lässt, dadurch Zeit spart und ihr Mitarbeiter in die Selbstverantwortung geführt wird. Oder durch ihr Selbstgespür nimmt sie sich aktiv vor, in Meetings greifbarer zu sein (sich also nicht ins Schneckenhaus zurückzuziehen) und sich darauf zu fokussieren, nicht in eine Überforderung zu kippen, sondern inneren Halt zu spüren.

 

Im nächsten Blog-Artikel gehe ich auf die zweite Position der Existenzstruktur ein: die „emotionale Position“.

 

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[1] Implizit = lat. für eingeschlossen. Implizite Erfahrung = Erfahrung, an die man sich als Erwachsener nicht mehr bewusst erinnern kann.

[2] https://www.songtexte.com/artist/leonard-cohen-bd6d12a.html